Bauspardarlehen

Das Wichtigste in Kürze
  • Bei einem Bauspardarlehen handelt es sich um eine klassische Form der Immobilienfinanzierung bei der Eigenmittel mit einem Darlehen kombiniert werden. Das Eigenkapital wird dabei meist über einen bestimmten Zeitraum bei einer Bausparkasse angespart.
  • Die maximale Darlehenssumme beträgt seit Februar 2019 für Einzelpersonen 220.000 Euro und für Ehepaare 440.000 Euro.
  • Die Ober- und Untergrenzen für den Zinssatz sind bei einem Bauspardarlehen festgelegt.

In Österreich hat man als Bausparer die Möglichkeit, sein Eigenheim mit einem Bauspardarlehen zu finanzieren.
Worum es sich bei einem Bauspardarlehen handelt, wer darauf Anspruch hat und wo der Unterschied zum Immobilienkredit liegt, wird im folgenden Ratgeber näher erklärt.

Kombination aus Eigenkapital und Darlehen

Beinahe 60 Prozent aller Österreicher haben einen oder mehrere Bausparverträge. Ein solcher Bausparvertrag ist die Grundlage eines Bauspardarlehens. Bei einem Bauspardarlehen handelt es sich um eine klassische Form der Immobilienfinanzierung bei der Eigenmittel mit einem Darlehen kombiniert werden. Das Eigenkapital wird dabei meist über einen bestimmten Zeitraum bei einer Bausparkasse angespart.

TIPP: Durch das Ansparen von Eigenkapital durch einen Bausparvertrag hat man einen gesetzlichen Anspruch auf ein Bauspardarlehen. Während bei anderen Finanzierungen beispielsweise beim Hypothekarkredit der Bank die Bonitätsprüfung über die Höhe der Zinsen entscheidet, erhält beim Bauspardarlehen jeder Kreditnehmer die gleichen Konditionen.

Bauspardarlehen
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Abgesehen von einer gänzlichen Eigenfinanzierung ist das Bauspardarlehen aktuell die günstige Variante, das Bauvorhaben oder den Kauf einer Immobilie zu finanzieren.

Zahlt man lange genug in den abgeschlossenen Bausparvertrag ein, kann später ein Bauspardarlehen beantragt werden. Durch die erforderliche Vorlaufzeit, die diese Darlehensform benötigt, sollte ein Bausparer schon abgeschlossen werden, bevor erste Bau- oder Kaufvorhaben aufkommen.

Wofür kann man ein Bauspardarlehen verwenden?

Ein Bauspardarlehen kann zur Finanzierung vieler Immobilienvorhaben verwendet werden, zum Beispiel:

  • Neubau oder Umbau einer Immobilie
  • Kauf von Wohnung, Haus, oder Grundstück
  • Renovierung, Sanierung, Modernisierung und Umsetzung von
  • energetischen Maßnahmen
  • Umschuldung einer bestehenden Immobilienfinanzierung
  • Auszahlung von Erbteil- oder Scheidungsforderungen
  • Finanzierung von baukostenanteilen von Genossenschafts- und
  • Mietwohnungen sowie Gemeindewohnungen
  • Finanzierung von Bildungs- und Pflegemaßnahmen

Wo erhält man ein Bauspardarlehen?

Im Gegensatz zum Hypothekarkredit, der bei einer Bank erhältlich ist, kann ein Bauspardarlehen bei einer der vier Bausparkassen in Österreich beantragt werden:

  • s Bausparkasse
  • Wüstenrot Bausparkasse
  • Raiffeisen Bausparkasse
  • start:bausparkasse (ehemals ABV Bausparkasse)

Wie funktioniert das Darlehen?

Auch wenn ein Bauspardarlehen vom Prinzip her dem Immobilienkredit ähnelt, hat es einige Besonderheiten.

Üblicherweise bestellt der Kreditgeber ein Pfandrecht im Grundbuch. Das Pfandrecht gilt als Sicherstellung für die Bausparkasse, damit diese ihre Forderungen hypothekarisch absichern kann. Sollte der Kreditnehmer sein Darlehen nicht wie vereinbart begleichen, besteht für die Bausparkasse die Möglichkeit, ihr Pfandrecht einzulösen.

Als letzte Maßnahme der Bausparkasse erfolgt bei Zahlungsverzug eine Zwangsversteigerung. Man erhält auch Bauspardarlehen ohne grundbücherliche Sicherstellung, die maximale Kreditsumme ist bei diesen Darlehen jedoch wesentlich geringer.

Voraussetzung für ein Bauspardarlehen ist ein Bausparvertrag. Diesen kann jede volljährige Person mit Hauptwohnsitz in Österreich abschließen. Man wählt für das Sparen monatliche, jährliche oder einmalige Raten.

Beim Bauspardarlehen handelt es sich um eine zweckgebundene Finanzierung. Das bedeutet, dass der Kredit nur für einen gesetzlich festgelegten Zweck verwendet werden kann (Kauf einer Immobilie, Bau usw.).

Zinsen mit Ober- und Untergrenze

Die Ober- und Untergrenzen für den Zinssatz sind bei einem Bauspardarlehen festgelegt. In den letzten Jahren lag diese Obergrenze bei sechs Prozent, die Untergrenze war meist mit drei Prozent fixiert.

Auch wenn die grundlegende Idee der Ober- und Untergrenzen für den Kreditnehmer gut ist, wirkt es sich bei der derzeitigen Niedrigzinsphase eher nachteilig aus. Heutzutage sind Finanzierungen mit einem Zinssatz von unter zwei Prozent möglich, dieser Faktor machte den Bausparvertrag unattraktiv.

Als Reaktion der Bausparkassen wurde daraufhin die Zinsuntergrenze gesenkt, mit dem Ziel mehr Menschen zum Bausparen animieren zu können. Bauspardarlehen sind daher derzeit mit einer unteren Zinsgrenze von 1,25 Prozent erhältlich.

Tilgung eines Bausparkredits

Die Darlehenssumme wird bei einem Bauspardarlehen vollständig in der vereinbarten Laufzeit getilgt. Es besteht daher nach Ende der Vertragslaufzeit keine Restschuld, wie es beispielsweise häufig beim Hypothekarkredit der Fall ist. Auch die Notwendigkeit einer Anschlussfinanzierung entfällt aus diesem Grund.
Die monatliche Kreditrate ist abhängig vom Darlehensbetrag, dem Zinssatz und der jeweiligen Laufzeit.

Je höher das Bausparguthaben, desto geringer der Finanzierungsbedarf.

Die Monatsrate bleibt während der Fixzinsphase gleich. In der variablen Zinsphase passt sich die monatliche Rate der Zinsentwicklung an, damit das Darlehen bis zum Ende der Laufzeit getilgt werden kann.

Kredit oder Bauspardarlehen?

Die Finanzierung über ein Bauspardarlehen gilt als planungssicher und transparent. Vorteilhaft ist auch die staatliche Prämie für den Bausparvertrag. Ob sich das Bausparen jedoch wirklich lohnt, ist angesichts der historisch niedrigen Zinsen oftmals fraglich.

Insbesondere Kreditnehmer mit sehr guter Bonität kommen bei einem Hypothekarkredit der Bank in den Genuss günstigerer Zinsen.

Es ist auf jeden Fall ratsam, sich umfassend über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren. Ein unabhängiger Finanzberater kann über Vorteile, Risiken und Angebote aufklären. Die Unabhängigkeit und Beratungskompetenz eines solchen Finanzexperten kann bei der Wahl der richtigen Finanzierung von großem Nutzen sein, da selbst wenige Prozente bereits eine Menge Geld ausmachen.

Bauspardarlehen Kredit
gleiche Konditionen für alle Kreditnehmer/ Zinssatz richtet sich nicht nach Bonität Konditionen des Angebots sind abhängig von der Bonität
Darlehenssumme begrenzt auf 220.000 Euro für eine Einzelperson/440.000 Euro für Ehepaare keine Obergrenze für die Kreditsumme (max. Kredit wird nach Einkommen berechnet)
gesetzliche Ober- und Untergrenze der Zinsen keine Zinsgrenzen bei variabler Verzinsung
Innerhalb der Laufzeit vollständige Tilgung des Kredits Restschuld nach Sollzinsbindung möglich
auch andere Vorhaben außer Immobilien lassen sich finanzieren

Bausparen mit Rechner planen

Wie auch beim klassischen Immobilienkredit, können die verschiedenen Angebote der Bausparkassen meist online mit einem Rechner grob unterschieden werden.

Da es sich beim Bauspardarlehen jedoch um eine sehr transparente Form des Kredits handelt, alle Kunden die gleichen Konditionen erhalten und die maximale Kreditsumme für jeden Kreditnehmer die selbe ist, ist ein Rechner in diesem Fall nicht zum Vergleich notwendig.

Um sich einen Überblick über die Möglichkeiten der Finanzierung zu verschaffen und das bestmögliche Angebot zu finden, empfiehlt sich ein unabhängiger Finanzberater. Dessen Anliegen ist es nicht, sein Produkt zu verkaufen, sondern Angebote verschiedener Anbieter zu vergleichen und seinen Kunden umfassend darüber zu beraten.

Wann kann das Darlehen beansprucht werden?

Die Laufzeit eines Bausparvertrags beträgt in der Regel sechs Jahre.
Hat man nach dieser Ansparphase das Mindestbausparguthaben erreicht, erfolgt die Zuteilung. Als Zuteilung wird die Bereitstellung des angesparten Guthabens und des Darlehens bezeichnet. Wann die Zuteilung nach dem Bausparen erfolgt, ist ebenfalls von der Liquidität der Bausparkasse abhängig.

Für die Auflösung eines Bausparer ist außerdem eine Mindestdarlehenssumme von 4.000 Euro zu erfüllen.

Wer hat Anspruch auf ein Bauspardarlehen?

Im Grunde gibt es zwei wichtige Voraussetzungen, um einen Bausparkredit zu beantragen:

  • Man verfügt über einen ordentlichen Wohnsitz in Österreich
  • Man hat in einen Bausparvertrag eingezahlt

Höhe des Darlehens (Stand 2019)

Die maximale Darlehenssumme beträgt seit Februar 2019 für Einzelpersonen 220.000 Euro und für Ehepaare 440.000 Euro. Davor lagen die maximal möglichen Darlehenssummen etwas niedriger, sie mussten jedoch aufgrund der steigenden Immobilienpreise in Österreich durch die Finanzmarktaufsichtsbehörde angehoben werden.

Der Höchstbetrag für unbesicherte Bauspardarlehen, bei denen kein Grundbucheintrag erfolgt, liegt nun bei 30.000 Euro.

Abhängig von der Bausparkasse der Wahl muss man mindestens 20 Prozent an Eigenkapital beisteuern. In der Regel setzen sich die Eigenmittel aus dem angesparten Guthaben inklusive der Zinsen und den staatlichen Prämien zusammen.

Staatliche Prämie

Der Staat zahlt eine Prämie zwischen 1,5 Prozent und 4 Prozent von der geleisteten Spareinlage. Die Prämie für das Jahr 2019 beträgt 1,5 Prozent auf die Einzahlungen (maximal 18 Euro). Die Höhe der staatlichen Prämie wird jährlich neu festgelegt und ist also nicht für die gesamte Laufzeit bestimmt.

Im Gegensatz zur normalen Verzinsung ist die Bausparprämie von der KESt befreit. Die Prämie erfolgt jährlich im Nachhinein, exakt am 31. Jänner als Gutschrift am Bausparkonto. Es kann nur ein prämienbegünstigter Bausparvertrag pro Person abgeschlossen werden.

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